Reinoldus- und Schiller-Gymnasium

Statements zu Corona

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Auch der Lite­ra­tur­kurs Q1 hat sich mit Covid-19 aus­ein­an­der­ge­setzt. Die viel­fäl­ti­gen Ergeb­nis­se fin­den sich hier.

 

 

 

 

Genug von Corona?

Ich den­ke so lang­sam hat jeder wirk­lich genug von Coro­na. Ob Nach­rich­ten, Fern­se­hen, Radio oder auf Social Media Platt­for­men. Aber was pas­siert sonst noch auf der Welt? 

Doch es pas­siert so eini­ges auf die­ser Welt, was lei­der oft in Ver­ges­sen­heit gerät. Sei­en es die Wald­brän­de in Aus­tra­li­en, die welt­wei­ten Black­Li­ve­s­Mat­ter Pro­tes­te. Sei es der Drit­te Welt­krieg, dem wir ent­kom­men sind oder all die Men­schen, die an Aids oder Fein­staub gestor­ben sind. Das alles wird durch die Pan­de­mie teil­wei­se tod­ge­schwie­gen und das darf eigent­lich nicht pas­sie­ren, auch wenn wir uns in einer unge­wöhn­li­chen Situa­ti­on befinden.

In den letz­ten Mona­ten hat sich extrem viel ver­än­dert. Es herrscht Mas­ken­pflicht, Geschäf­te haben geschlos­sen und wir dür­fen unse­re Freun­de und Ver­wand­te nicht mehr in den Arm neh­men, son­dern mit 1,5m Abstand zuwin­ken. Das ist viel Ver­än­de­rung in so kur­zer Zeit und nicht jeder scheint die Ver­än­de­run­gen zu akzep­tie­ren oder zumin­dest ver­su­chen nachzuvollziehen.

Die Igno­ranz, die man­che Men­schen in die­ser unge­wöhn­li­chen Zeit an den Tag legen, ist erschre­ckend. Man geht spa­zie­ren und wird von den alten Men­schen abwer­tend ange­guckt, wenn man auf der Wie­se geht, anstatt auf dem Geh­weg, um den Min­dest­ab­stand ein­zu­hal­ten. Man weist jeman­den beim Ein­kau­fen dar­auf­hin, dass es ein Mund- und Nasen­schutz, weil die­ser jemand nur sei­nen Mund bedeckt und wird ange­pö­belt. Man braucht Toi­let­ten­pa­pier und fin­det in kei­nem Laden eine ein­zi­ge Rol­le, weil Men­schen mei­nen, sie müss­ten sich jetzt Vor­rä­te für ein gan­zes Jahr anschaffen.

Wir soll­ten uns glück­lich schät­zen, über­haupt spa­zie­ren gehen zu dür­fen, unse­re Freun­de und Ver­wand­ten sehen zu dür­fen und fast immer ein vol­les Super­markt­re­gal zu fin­den. Kön­nen wir nicht ein­mal Dank­bar sein für das, was wir haben und nicht immer nur unzu­frie­den mit dem sein, was wir nicht haben und was wir nicht dürfen.

Natür­lich ist die Situa­ti­on beängs­ti­gend und für alle neu, aber wir sit­zen doch alle im glei­chen Boot. Wie­so kön­nen wir nicht ein­an­der unter­stüt­zen, anstatt uns das Leben gegen­sei­tig schwer zu machen. Wir soll­ten gera­de die unter­stüt­zen und denen dan­ken, die uns ver­sor­gen. Ob das Per­so­nal im Kran­ken­haus, im Super­markt oder im Radio. Die­se Men­schen haben ein gro­ßes Dan­ke­schön ver­dient, weil sie die­je­ni­gen sind, die uns hel­fen und unter­stüt­zen. Wir soll­ten Dank­bar­keit zei­gen, sei es durch ein freund­li­ches Augen­strah­len oder einen schö­nen Tag wünschen.

Lina, Q1


Der Nachhall von Corona

Die Coro­na-Kri­se hat das Leben der Men­schen auf den Kopf gestellt und vie­le Pro­ble­me unse­rer Gesell­schaft hervorgehoben.

Ob sich die Kri­se nun (gefühlt) dem Ende zuneigt oder nicht – es gibt vie­le Fra­gen, die uns nach­hal­tig beschäf­ti­gen soll­ten und zu denen es eine Ant­wort zu fin­den gilt, unter ande­rem auch:

Was haben wir gelernt und müs­sen wir behal­ten; wel­che Schlüs­se müs­sen gezo­gen werden?
 

Die ers­te und offen­sicht­lichs­te Bau­stel­le, die Coro­na offen­bart hat: Digi­ta­li­sie­rung. Nicht nur in der Schu­le oder am Arbeits­platz; fast über­all war ein deut­li­cher Hil­fe­schrei nach tech­ni­schem Fort­schritt zu ver­neh­men. Denn dem Bild einer moder­nen Bil­dungs­stät­te (nach deut­schem Stan­dard) kann eine Schu­le, mit meist funk­tio­nie­ren­den Smart­boards in jedem ach­ten Klas­sen­zim­mer, nicht gerecht wer­den. Vor allem mit Blick auf die Gefahr einer „zwei­ten Wel­le“ von Infek­tio­nen, wäre es wich­tig spä­tes­tens dann vor­be­rei­tet zu sein.

Denkt man nun etwas wei­ter, fällt einem ein wei­te­rer wich­ti­ger Punkt auf, über wel­chen nun dis­ku­tiert wer­den muss. Gemeint ist die Aus­re­de der „Wirt­schaft­li­chen Trag­bar­keit“ – im Sin­ne öko­no­misch rich­ti­ge Ent­schei­dun­gen gehen vor mora­li­sche – wel­che die deut­sche Regie­rung sel­ber für nich­tig erklärt und bewie­sen hat, dass sie im ent­schei­den­den Moment unse­rem Leben vor wirt­schaft­li­chem Wohl­stand Prio­ri­tät ein­räu­men kann (Kon­takt­be­schrän­kun­gen, Geschäf­te­schlie­ßun­gen etc.).

Der Kli­ma­wan­del, wel­cher erneut als tat­säch­lich exis­tie­ren­de Kri­se beleuch­tet wur­de (man erin­ne­re sich an die rasche Erho­lung der Natur wäh­rend der welt­wei­ten Aus­gangs­sper­ren), müss­te doch nun auch so behan­delt wer­den und mit schnel­len und ent­schlos­se­nen Maß­nah­men bekämpft wer­den. Schließ­lich han­delt es sich hier eben­falls um unser Leben und vor allem um das der kom­men­den Generationen.

Gene­rell ist also nun poli­ti­sches Enga­ge­ment gefragt: Ob all­ge­mei­ne Anre­gun­gen oder kon­kre­te Maß­nah­men und Lösungs­vor­schlä­ge, um uns wei­ter- und aus die­ser Kri­se schnell raus­zu­brin­gen zäh­len jetzt. Nur dadurch war es über­haupt erst mög­lich das Gespräch um die sys­tem­re­le­van­ten Beru­fe zu eröff­nen und zu kri­ti­sie­ren. Denn wenn doch der Super­markt­an­ge­stell­te oder die Fach­kraft für Lager­lo­gis­tik in die­ser Zeit einer der wich­tigs­ten Stüt­zen für unse­ren All­tag sind, muss die­se Tätig­keit auch defi­ni­tiv so ent­lohnt wer­den. Ein gesetz­li­cher Min­dest­lohn von 9,35€ pro Stun­de sagt nun mal nicht „Dan­ke“ und „Wir schät­zen eure Arbeit sehr!“.

Coro­na hat nur auf eini­ge von den prak­tisch unzäh­li­gen Pro­ble­men unse­rer Welt hin­ge­wie­sen, ange­hen kön­nen wir sie nur Schritt für Schritt. Das wich­tigs­te ist dabei aber die Acht­sam­keit für bestimm­te Pro­ble­me, die drin­gend unse­re Auf­merk­sam­keit bean­spru­chen sollten.

Ele­na, Q1

 


Die Covid-19-Pandemie: so sieht die Realität aus

16.06.2020: mehr als 7,8 Mil­lio­nen Coro­na­in­fi­zier­te, über 400.000 Todes­fäl­le. Allei­ne in Deutsch­land gibt es mehr als 188.000 bestä­tig­te Fälle.

In die­sen Zei­ten müs­se jeder sei­nen All­tag umstel­len. Jeder habe sei­ne Schwie­rig­kei­ten mit der Bekämp­fung der Pan­de­mie. „Wir sind alle gleich“, heißt es laut vie­len Poli­ti­kern und Pro­mi­nen­ten. Doch was steckt wirk­lich dahin­ter? Leben wir alle unter den­sel­ben Verhältnissen?

Um es kurz zu fas­sen: nein. Und dies wird in allen Berei­chen unse­res All­ta­ges auf­fäl­lig. Man möge viel­leicht nicht dar­auf ach­ten, aber eigent­lich beweist die Pan­de­mie das kom­plet­te Gegen­teil, von dem was wir denken.

Als Schü­ler kann man die­se Unter­schie­de schon an den Schu­len durch meh­re­re Fak­to­ren deut­lich machen. „Allen Schü­lern sol­len die glei­chen Vor­aus­set­zun­gen gebo­ten wer­den“, „Kei­ner soll­te auf­grund der Pan­de­mie um sei­ne schu­li­sche Lauf­bahn fürch­ten“. Die­se und ähn­li­che Zita­te ver­harm­lo­sen die Rea­li­tät für vie­le Men­schen rund um den Globus

Aus eige­ner Erfah­rung kann ich sagen, dass dies wohl eine Uto­pie der Poli­tik ist. Sozia­le Unter­schie­de unter den Schü­lern wer­den in die­sen Zei­ten signi­fi­kant. Nein, wir leben nicht alle als Ein­zel­kin­der in einem 200 Qua­drat­me­ter gro­ßem Haus. Nein, wir haben nicht alle den Zugriff auf eine völ­lig funk­ti­ons­fä­hi­ge Inter­net­lei­tung oder gar einen Lap­top. Und nein, wir haben nicht alle Aka­de­mi­ker Eltern, die das deut­sche Schul­sys­tem ver­ste­hen oder über­haupt der deut­schen Spra­che mäch­tig sind, um uns bei den Haus­auf­ga­ben behilf­lich zu sein.

Jedoch ist auch aus tech­ni­scher Sicht eine erheb­li­che Rück­stän­dig­keit zu spü­ren. Kaum ein Leh­rer schafft es, alle sei­ne Schü­ler aus­rei­chend mit Mate­ria­li­en zu ver­sor­gen bzw. zu leh­ren. Aber wie sol­len die Lehr­kräf­te auch rich­tig unter­rich­ten, wenn die Schu­le es zuletzt gefühlt eine Ewig­keit nicht geschafft hat, eine ordent­li­che Schul­home­page zu erstellen?

Ein Inter­na­tio­na­ler Ver­gleich zeigt aller­dings, dass Schü­ler aus ärme­ren Län­dern viel här­ter unter den ver­schärf­ten Maß­nah­men lei­den, als Schü­ler in west­li­chen Län­dern. Für vie­le Kin­der in Afri­ka fällt die Schu­le ganz aus. Dies ist lebens­be­droh­lich für Zahl­rei­che Fami­li­en. Einer­seits bie­ten die Schu­len dort selbst­ver­ständ­lich Bil­dungs­mög­lich­kei­ten an, oft­mals aber auch einen siche­ren Ort für Frei­zeit­ak­ti­vi­tä­ten und Nah­rung. Durch die Coro­na Kri­se wer­den bei­de Aspek­te grund­le­gend ver­nach­läs­sigt. Lang­fris­tig wird die wirt­schaft­li­che Not durch COVID-19 den Schü­lern also eine fort­füh­ren­de Schul­bil­dung nicht wei­ter­hin ermög­li­chen können.

Letzt­lich steht also fest: Wir sind nicht alle gleich. Ob lokal, regio­nal, natio­nal oder gar Inter­na­tio­nal – auf jedem Maß­stab erschwe­ren die sozia­len und wirt­schaft­li­chen Dif­fe­ren­zen den Schü­lern eine ange­mes­se­ne Schul­bil­dung. Der Kon­trast wird gera­de in die­sen Zei­ten deut­lich, den­noch schei­nen wir das anders wahr­neh­men zu wol­len. Wenn wir denn wirk­lich alle gleich sein wol­len, dann müs­sen wir dafür sor­gen, dass auch die schwa­chen in unse­rer Gesell­schaft eine Gele­gen­heit dazu fin­den unter den glei­chen Vor­aus­set­zun­gen zu handeln.

Baran, Q1


Was macht Corona mit uns und der Welt?

Mit der Fra­ge „Was macht Coro­na mit uns?‘‘ ist nicht gemeint, wie der Virus unse­rem Kör­per scha­det. Viel mehr ist gemeint, wie es unse­ren All­tag beein­flusst und ver­än­dert. Durch das Coro­na-Virus hat sich jedes Leben der Gesell­schaft grund­le­gend ver­än­dert. Man muss nicht Krank­heits­sym­pto­me auf­wei­sen, um von dem Virus betrof­fen zu sein, jeder ist es. In den Nach­rich­ten, auf der Stra­ße, im Berufs- oder Schul­le­ben, über­all ist das Coro­na-Virus ein The­ma und ist plötz­lich nicht mehr umgeh­bar. Du kannst nicht das Haus ver­las­sen, ohne mit dem Virus in Kon­takt zu kom­men, kannst aber genau so wenig zu Hau­se bleiben.

Hand­werks­be­trie­be, Fri­seu­re, Restau­rants, Läden und vie­les wei­te­res schlie­ßen – man­che für immer. Schu­len und Uni­ver­si­tä­ten schlie­ßen, statt­des­sen ler­nen die Men­schen etwas durch Coro­na. Zum Bei­spiel über den Umgang mit­ein­an­der, Gier, Zusam­men­halt und Kri­sen­be­wäl­ti­gung. Vor allem aber dar­über, wel­che Cha­rak­ter­zü­ge ein Mensch zei­gen kann, wenn er sich beginnt in Gefahr zu befinden.

Das Coro­na-Virus wirft vie­le kri­ti­sche Fra­gen auf und lässt sowohl jeden Men­schen mehr über die Gesell­schaft und den Umgang mit Viren, als auch dem Umgang mit­ein­an­der nach­den­ken. Es kris­tal­li­siert sich her­aus, wer die eigent­li­chen Hel­den der Gesell­schaft sind und wer es nur ver­sucht zu sein. In der Zeit von Coro­na wird einem klar, wie wich­tig die Men­schen an der Super­markt­kas­se eigent­lich sind. Es lässt einen zwei­feln an der Poli­tik, an der Wirt­schaft und an der Gesell­schaft. Schaf­fen wir das? Wenn ja, wie? Wird unser All­tag wie­der zurück zur Nor­ma­li­tät kom­men? Wenn ja, wann?

Jedes Land han­delt anders im Umgang mit dem Virus. Von Kon­takt­sper­re bis Aus­gangs­sper­re und mitt­ler­wei­le schon mit den ers­ten Locke­run­gen und Wie­der­eröff­nun­gen. Die Fra­ge ist: Wer han­delt rich­tig? Wer pro­fi­tiert und wer ver­liert? Die Ant­wort ist: Es gibt kei­ne Ant­wort. Letzt­end­lich muss sich jeder, unbe­ein­flusst von frem­den Infor­ma­tio­nen sei­ne Mei­nung bilden.

Yan­nik, Q1