Reinoldus- und Schiller-Gymnasium

Antrittsrede der neuen Schulleitung

antrittsrede der neuen schulleitung 3518
antrittsrede der neuen schulleitung 3518

Sehr geehr­te Schulgemeinschaft,

Die Antritts­re­de der neu­en Schul­lei­te­rin! Wel­ches Bild lässt sich für die Situa­ti­on fin­den? Möch­te man das RSG mit einem Fahr­zeug ver­glei­chen, kom­men unter­schied­li­che Typen von Fahr­zeu­gen in Fra­ge: han­delt es sich (beim RSG) um einen schwe­ren Güter­zug, der aufs Gleis gesetzt nahe­zu unauf­halt­sam wei­ter­rollt einem unaus­weich­li­chen aber unbe­kann­ten Ziel ent­ge­gen?, oder eher um einen fröh­lich bun­ten Bus, der gemäch­lich durch die Lan­de gurkt und dabei mal hier mal dort anhält je nach Gus­to der Pas­sa­gie­re? viel­leicht kommt ja auch ein Schiff in Fra­ge, das hof­fent­lich mit güns­ti­gen Win­den die Wei­ten der Ozea­ne durch­misst, auf der Rei­se zu neu­en Kontinenten.

So wie jede und jeder von Ihnen ein urei­ge­nes Bild vom ¨Fahr­zeug¨ RSG haben mag, so mögen die Erwar­tun­gen an die neue ¨Fahr­zeug­füh­re­rin¨ unter­schied­li­che sein. Auch mit dem Lei­tungs­wech­sel ver­bun­de­nen Gefüh­le wer­den unter­schied­lich sein: Abschied von Ver­trau­tem ist immer auch trau­rig und ver­un­si­chernd, Ver­än­de­rung setzt immer auch Vor­freu­de und Kräf­te frei. Damit Sie, lie­be Anwe­sen­de, ein wenig genau­er wis­sen, wor­an Sie bei der ¨Neu­en¨ sind, möch­te ich an die­ser Stel­le drei Aspek­te nen­nen und kurz aus­füh­ren, die mir im Zusam­men­hang mit unse­rem Arbeits­feld Schu­le wich­tig sind und die mein Han­deln prägen.

Zunächst sei hier der Respekt genannt. Nun kann man Respekt haben vor Leis­tun­gen oder man kann Regeln und Geset­ze geschrie­be­ne und unge­schrie­be­ne respek­tie­ren. Ich möch­te Respekt aber aus­drück­lich in Zusam­men­hang mit den Per­sön­lich­kei­ten der Mit­men­schen brin­gen. Nur wenn ich mei­ne Mit­men­schen respek­tie­re, wer­de ich einen respekt­vol­len Umgang mit ihnen pfle­gen kön­nen. Und wenn auch jeder Mensch grund­sätz­lich Respekt ver­dient, so muss er doch auch dazu bei­tra­gen, sich die­ses ihm ent­ge­gen­brach­ten Respek­tes wür­dig zu erwei­sen. Daher hal­te ich Respekt für eine gute Leit­li­nie, an der gegen­sei­ti­ger Umgang gemes­sen wer­den kann. Auch und gera­de für den Umgang mit Schü­le­rin­nen und Schü­lern, die es noch zu erzie­hen gilt.

Ein wei­te­rer Aspekt ist Gemein­sinn. Wir Men­schen sind ja auf unse­re Mit­men­schen bezo­ge­ne Lebe­we­sen. Mensch zu sein, bedeu­tet immer auch Teil einer Gemein­schaft zu sein. Den­noch oder auch gera­de des­we­gen müs­sen wir ler­nen unser eige­nes Leben mit Bezug auf die Gemein­schaft zu gestal­ten, wir müs­sen Gemein­sinn ent­wi­ckeln. Das erfor­dert auch das Zurück­stel­len indi­vi­du­el­ler Bedürf­nis­be­frie­di­gung zuguns­ten einer gemein­sa­men und gleich­sinnigen Tätig­keit für die Gemein­schaft. Gera­de in der heu­ti­gen Zeit, die indi­vi­du­el­le Selbst­sti­li­sie­rung gera­de­zu her­aus­for­dert, stellt die Tätig­keit an der und für die Gemein­schaft ein not­wen­di­ges Gegen­ge­wicht dar, die viel zur Ent­wick­lung einer Per­sön­lich­keit beiträgt.

          Als drit­ten Aspekt möch­te ich hier Offen­heit nen­nen. Eine Gemein­schaft, die geprägt ist von respekt­vol­lem Umgang mit ein­an­der und die von ihren Mit­glie­dern auch als sol­che wahr­ge­nom­men und gestal­tet wird, muss sich Offen­heit nach innen und außen bewah­ren, um nicht zu einer abge­schot­te­ten ¨ver­schwo­re­nen¨ Gemein­schaft zu wer­den, die ¨das Ande­re¨ aus­stößt, in der kei­ne Ent­wick­lung mehr mög­lich ist und die in ihren fest­ge­füg­ten For­men erstarrt. Nur dann kann sie ihren Mit­glie­dern den not­wen­di­gen Ent­wick­lungs­raum geben.

         Ich bin über­zeugt davon, dass gegen­sei­ti­ger Respekt, Gemein­sinn und Offen­heit wesent­li­che Bestand­tei­le eines guten Schul­kli­mas sind, die es allen Mit­glie­dern die­ser Gemein­schaft — ich mache hier bewusst kei­ne Unter­schei­dung zwi­schen Schü­lern, Leh­rern und Eltern — die Mög­lich­keit geben, sich für sich selbst und für die Gemein­schaft ein­zu­brin­gen, einer­seits das Eige­ne und ande­rer­seits das Gemein­sa­me wei­ter­zu­ent­wi­ckeln, zu ler­nen und wach­sen. Ich wer­de in mei­ner neu­en Rol­le dazu bei­tra­gen, dass die­se drei Wer­te das Schul­kli­ma des RSG — ich bin sicher, sagen zu kön­nen — wei­ter­hin prä­gen wer­den und lade Sie alle ein, wei­ter­hin in die­sem Sin­ne mitzumachen.

          Ich bin begeis­ter­te Seg­le­rin, des­halb ist mein per­sön­li­ches Lieb­lings­fahr­zeug das Schiff. Ich wün­sche uns eine gemein­sa­me von Respekt, Gemein­sinn und Offen­heit gepräg­te Rei­se auf dem Schiff ¨RSG¨. Eine Rei­se, deren Ziel es ist, die Mit­fah­rer – und hier sind jetzt in ers­ter Linie die Schü­le­rin­nen und Schü­ler gemeint – gut gerüs­tet mit dem Abitur, vie­len unter­schied­li­chen Erfah­run­gen, dem nöti­gen Wis­sen und Kön­nen und last but not least posi­ti­ven Erin­ne­run­gen an ihre Schul­zeit in ihr wei­te­res Leben zu entlassen.

In die­sem Sin­ne freue ich mich auf unse­re zukünf­ti­ge Zusammenarbeit.