Sehr geehrte Schulgemeinschaft,
Die Antrittsrede der neuen Schulleiterin! Welches Bild lässt sich für die Situation finden? Möchte man das RSG mit einem Fahrzeug vergleichen, kommen unterschiedliche Typen von Fahrzeugen in Frage: handelt es sich (beim RSG) um einen schweren Güterzug, der aufs Gleis gesetzt nahezu unaufhaltsam weiterrollt einem unausweichlichen aber unbekannten Ziel entgegen?, oder eher um einen fröhlich bunten Bus, der gemächlich durch die Lande gurkt und dabei mal hier mal dort anhält je nach Gusto der Passagiere? vielleicht kommt ja auch ein Schiff in Frage, das hoffentlich mit günstigen Winden die Weiten der Ozeane durchmisst, auf der Reise zu neuen Kontinenten.
So wie jede und jeder von Ihnen ein ureigenes Bild vom ¨Fahrzeug¨ RSG haben mag, so mögen die Erwartungen an die neue ¨Fahrzeugführerin¨ unterschiedliche sein. Auch mit dem Leitungswechsel verbundenen Gefühle werden unterschiedlich sein: Abschied von Vertrautem ist immer auch traurig und verunsichernd, Veränderung setzt immer auch Vorfreude und Kräfte frei. Damit Sie, liebe Anwesende, ein wenig genauer wissen, woran Sie bei der ¨Neuen¨ sind, möchte ich an dieser Stelle drei Aspekte nennen und kurz ausführen, die mir im Zusammenhang mit unserem Arbeitsfeld Schule wichtig sind und die mein Handeln prägen.
Zunächst sei hier der Respekt genannt. Nun kann man Respekt haben vor Leistungen oder man kann Regeln und Gesetze geschriebene und ungeschriebene respektieren. Ich möchte Respekt aber ausdrücklich in Zusammenhang mit den Persönlichkeiten der Mitmenschen bringen. Nur wenn ich meine Mitmenschen respektiere, werde ich einen respektvollen Umgang mit ihnen pflegen können. Und wenn auch jeder Mensch grundsätzlich Respekt verdient, so muss er doch auch dazu beitragen, sich dieses ihm entgegenbrachten Respektes würdig zu erweisen. Daher halte ich Respekt für eine gute Leitlinie, an der gegenseitiger Umgang gemessen werden kann. Auch und gerade für den Umgang mit Schülerinnen und Schülern, die es noch zu erziehen gilt.
Ein weiterer Aspekt ist Gemeinsinn. Wir Menschen sind ja auf unsere Mitmenschen bezogene Lebewesen. Mensch zu sein, bedeutet immer auch Teil einer Gemeinschaft zu sein. Dennoch oder auch gerade deswegen müssen wir lernen unser eigenes Leben mit Bezug auf die Gemeinschaft zu gestalten, wir müssen Gemeinsinn entwickeln. Das erfordert auch das Zurückstellen individueller Bedürfnisbefriedigung zugunsten einer gemeinsamen und gleichsinnigen Tätigkeit für die Gemeinschaft. Gerade in der heutigen Zeit, die individuelle Selbststilisierung geradezu herausfordert, stellt die Tätigkeit an der und für die Gemeinschaft ein notwendiges Gegengewicht dar, die viel zur Entwicklung einer Persönlichkeit beiträgt.
Als dritten Aspekt möchte ich hier Offenheit nennen. Eine Gemeinschaft, die geprägt ist von respektvollem Umgang mit einander und die von ihren Mitgliedern auch als solche wahrgenommen und gestaltet wird, muss sich Offenheit nach innen und außen bewahren, um nicht zu einer abgeschotteten ¨verschworenen¨ Gemeinschaft zu werden, die ¨das Andere¨ ausstößt, in der keine Entwicklung mehr möglich ist und die in ihren festgefügten Formen erstarrt. Nur dann kann sie ihren Mitgliedern den notwendigen Entwicklungsraum geben.
Ich bin überzeugt davon, dass gegenseitiger Respekt, Gemeinsinn und Offenheit wesentliche Bestandteile eines guten Schulklimas sind, die es allen Mitgliedern dieser Gemeinschaft — ich mache hier bewusst keine Unterscheidung zwischen Schülern, Lehrern und Eltern — die Möglichkeit geben, sich für sich selbst und für die Gemeinschaft einzubringen, einerseits das Eigene und andererseits das Gemeinsame weiterzuentwickeln, zu lernen und wachsen. Ich werde in meiner neuen Rolle dazu beitragen, dass diese drei Werte das Schulklima des RSG — ich bin sicher, sagen zu können — weiterhin prägen werden und lade Sie alle ein, weiterhin in diesem Sinne mitzumachen.
Ich bin begeisterte Seglerin, deshalb ist mein persönliches Lieblingsfahrzeug das Schiff. Ich wünsche uns eine gemeinsame von Respekt, Gemeinsinn und Offenheit geprägte Reise auf dem Schiff ¨RSG¨. Eine Reise, deren Ziel es ist, die Mitfahrer – und hier sind jetzt in erster Linie die Schülerinnen und Schüler gemeint – gut gerüstet mit dem Abitur, vielen unterschiedlichen Erfahrungen, dem nötigen Wissen und Können und last but not least positiven Erinnerungen an ihre Schulzeit in ihr weiteres Leben zu entlassen.
In diesem Sinne freue ich mich auf unsere zukünftige Zusammenarbeit.