Reinoldus- und Schiller-Gymnasium

Alle Hände voll zu tun

2  Nick Berthold Saskia Thuns
2 Nick Berthold Saskia Thuns

Bericht über eine Unterrichtsreihe im GK13/Q2 Kunst im Schuljahr 2012/13

Zu Beginn des Schul­jah­res 2012/13 stand für 12 Schü­le­rin­nen und Schü­ler des Dop­pel­jahr­gangs (13/ Q2) im Grund­kurs Kunst die Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Bild des Men­schen in der Bild­haue­rei der ita­lie­ni­schen Renais­sance, ins­be­son­de­re aber das Sam­meln eige­ner Erfah­run­gen im Rah­men der gestal­tungs­prak­ti­schen Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Medi­um Skulp­tur auf dem Plan.

In einer ers­ten im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes klei­nen Übung ging es um das Skul­pie­ren einer Stand­fi­gur aus han­dels­üb­li­cher Tafel­krei­de, wobei es hier schwer­punkt­mä­ßig um die Beschäf­ti­gung mit den Pro­por­tio­nen des mensch­li­chen Kör­pers ging. Vor dem Hin­ter­grund des natu­ra­lis­ti­schen Dar­stel­lungs­mo­dus’ als Aus­druck jener für die kul­tur­his­to­ri­sche Epo­che der Renais­sance cha­rak­te­ris­ti­sche dies­seits- und natur­wis­sen­schafts­ori­en­tier­te Welt­auf­fas­sung, galt es in der dar­auf fol­gen­den Arbeit unter dem Stich­wort „pars pro toto“ nach der zeich­ne­ri­schen Aus­ein­an­der­set­zung mit einem mensch­li­chen Kör­per­teil ein mög­lichst natur­ge­treu­es plas­ti­sches Modell des­sel­ben anzufertigen.

Im Ver­lauf die­ser Arbeit gewann die Idee Gestalt, sich der Hand des Men­schen in grö­ße­ren Dimen­sio­nen zu wid­men; gebo­ren war das „Hand-Pro­jekt“. 

Die Arbeit war mög­lichst frei ange­legt. Die Ori­en­tie­rung an den kor­rek­ten Pro­por­tio­nen – dezen­te Abwei­chun­gen zur Stei­ge­rung des Aus­drucks waren erlaubt und sogar erwünscht – sowie die über­di­men­sio­na­le Gestalt stell­ten die ein­zi­gen for­ma­len Vor­ga­ben dar, wäh­rend die Arbeit mit Papier­ma­ché über einer Armie­rung aus Kanin­chen­draht hin­sicht­lich der tech­ni­schen Aus­füh­rung den Rah­men absteckte.

Mit Kneif­zan­gen bewaff­net, begann man in Klein­grup­pen dem stör­ri­schen, auf gro­ßen Rol­len zur Ver­fü­gung gestell­ten Draht bei­zu­kom­men. Muss­ten zu Beginn der Arbeit noch eini­ge Fin­ger­kup­pen das eine oder ande­re Piek­sen ertra­gen, so ging die Arbeit mit der Zeit immer leich­ter von der Hand. Es wur­de geschnit­ten, gebo­gen, ein­zel­ne Finger(glieder) wur­den gefer­tigt, die sodann an den von ande­ren Grup­pen­mit­glie­dern gefer­tig­ten Hand­rü­cken mon­tiert wur­den. Wäh­rend die dabei ent­stan­de­nen „Naht­stel­len“ mit wei­te­ren Lagen aus Draht über­brü­ckend ver­stärkt und die Kon­struk­ti­on aus star­kem Draht sta­bi­li­siert wur­de, begann man Zei­tungs­pa­pier zu rei­ßen bzw. zu zer­knül­len. Die hoh­le Hand muss­te näm­lich nicht nur aus­ge­stopft, son­dern die gesam­te Ober­flä­che mit schein­bar unzäh­li­gen Lagen aus ein­ge­kleis­ter­tem Papier über­zo­gen wer­den. Am „Tag der offe­nen Tür“ wur­de die auf­wän­di­ge Arbeit in einer zusätz­li­chen Sit­zung fort­ge­setzt, um sich in den kom­men­den Wochen dem letz­ten Arbeits­schritt wid­men zu können.

Die­ser bestand in der male­ri­schen Gestal­tung der Hand­ober­flä­che. Weist die Hand Spi­der­mans eine der Comic­vor­la­ge ent­spre­chen­de pla­ka­ti­ve Far­big­keit auf, so über­zeu­gen die übri­gen Hän­de durch eine sehr dif­fe­ren­zier­te Farb­mo­du­la­ti­on und eine aus­ge­präg­te Lie­be fürs Detail. 

Für die Prä­sen­ta­ti­on ihrer Arbei­ten soll­te jede Grup­pe ihr Hand­ob­jekt mög­lichst unter Ein­be­zie­hung der schu­li­schen Umge­bung foto­gra­fisch insze­nie­ren. Beson­ders beein­dru­ckend ist in die­sem Zusam­men­hang das Ergeb­nis der „Spi­der­man-Grup­pe“. War der Comic Ideen­lie­fe­rant zu Beginn des Pro­jekts, schließt sich der Kreis inso­fern, als das plas­tische Objekt über das foto­gra­fi­sche Medi­um sei­nen Weg wie­der zurück in einen eigens ent­wor­fe­nen Comic­strip fin­det. Die­ser soll in abseh­ba­rer Zeit als groß­for­ma­ti­ger Aus­druck eine Wand im Schul­ge­bäude schmü­cken.

Mar­co Bräuer