Bericht über eine Unterrichtsreihe im GK13/Q2 Kunst im Schuljahr 2012/13
Zu Beginn des Schuljahres 2012/13 stand für 12 Schülerinnen und Schüler des Doppeljahrgangs (13/ Q2) im Grundkurs Kunst die Auseinandersetzung mit dem Bild des Menschen in der Bildhauerei der italienischen Renaissance, insbesondere aber das Sammeln eigener Erfahrungen im Rahmen der gestaltungspraktischen Auseinandersetzung mit dem Medium Skulptur auf dem Plan.
In einer ersten im wahrsten Sinne des Wortes kleinen Übung ging es um das Skulpieren einer Standfigur aus handelsüblicher Tafelkreide, wobei es hier schwerpunktmäßig um die Beschäftigung mit den Proportionen des menschlichen Körpers ging. Vor dem Hintergrund des naturalistischen Darstellungsmodus’ als Ausdruck jener für die kulturhistorische Epoche der Renaissance charakteristische diesseits- und naturwissenschaftsorientierte Weltauffassung, galt es in der darauf folgenden Arbeit unter dem Stichwort „pars pro toto“ nach der zeichnerischen Auseinandersetzung mit einem menschlichen Körperteil ein möglichst naturgetreues plastisches Modell desselben anzufertigen.
Im Verlauf dieser Arbeit gewann die Idee Gestalt, sich der Hand des Menschen in größeren Dimensionen zu widmen; geboren war das „Hand-Projekt“.
Die Arbeit war möglichst frei angelegt. Die Orientierung an den korrekten Proportionen – dezente Abweichungen zur Steigerung des Ausdrucks waren erlaubt und sogar erwünscht – sowie die überdimensionale Gestalt stellten die einzigen formalen Vorgaben dar, während die Arbeit mit Papiermaché über einer Armierung aus Kaninchendraht hinsichtlich der technischen Ausführung den Rahmen absteckte.
Mit Kneifzangen bewaffnet, begann man in Kleingruppen dem störrischen, auf großen Rollen zur Verfügung gestellten Draht beizukommen. Mussten zu Beginn der Arbeit noch einige Fingerkuppen das eine oder andere Pieksen ertragen, so ging die Arbeit mit der Zeit immer leichter von der Hand. Es wurde geschnitten, gebogen, einzelne Finger(glieder) wurden gefertigt, die sodann an den von anderen Gruppenmitgliedern gefertigten Handrücken montiert wurden. Während die dabei entstandenen „Nahtstellen“ mit weiteren Lagen aus Draht überbrückend verstärkt und die Konstruktion aus starkem Draht stabilisiert wurde, begann man Zeitungspapier zu reißen bzw. zu zerknüllen. Die hohle Hand musste nämlich nicht nur ausgestopft, sondern die gesamte Oberfläche mit scheinbar unzähligen Lagen aus eingekleistertem Papier überzogen werden. Am „Tag der offenen Tür“ wurde die aufwändige Arbeit in einer zusätzlichen Sitzung fortgesetzt, um sich in den kommenden Wochen dem letzten Arbeitsschritt widmen zu können.
Dieser bestand in der malerischen Gestaltung der Handoberfläche. Weist die Hand Spidermans eine der Comicvorlage entsprechende plakative Farbigkeit auf, so überzeugen die übrigen Hände durch eine sehr differenzierte Farbmodulation und eine ausgeprägte Liebe fürs Detail.
Für die Präsentation ihrer Arbeiten sollte jede Gruppe ihr Handobjekt möglichst unter Einbeziehung der schulischen Umgebung fotografisch inszenieren. Besonders beeindruckend ist in diesem Zusammenhang das Ergebnis der „Spiderman-Gruppe“. War der Comic Ideenlieferant zu Beginn des Projekts, schließt sich der Kreis insofern, als das plastische Objekt über das fotografische Medium seinen Weg wieder zurück in einen eigens entworfenen Comicstrip findet. Dieser soll in absehbarer Zeit als großformatiger Ausdruck eine Wand im Schulgebäude schmücken.
Marco Bräuer