Die Gänge wirken wie ausgestorben, es ist kalt und die Schüler sind blass. Sie werden gegen ihren Willen hinter den wütenden Eltern hergezogen. Eine Stille macht sich breit. Bis auf das Klopfen der Kinderherzen hört man nichts.
Es ist Elternsprechtag, ein Tag den die Schülerschaft am liebsten für immer aus dem Kalender streichen möchte, ein Tag des Horrors und der Strafen. Für uns Schüler ist es ein Tag der Abrechnung. Man kann sich über jede einzige Kleinigkeit informieren. All das Negative wird nun den Eltern gebeichtet. Insgesamt ist es kein guter Tag.
Doch nicht am Reinoldus- und Schiller- Gymnasium. Am 19.11.2019 besuche ich zum ersten Mal den Elternsprechtag des RSGs. Bereits als ich die Tür des Haupteinganges betrete, merke ich, dass die Schule ganz anders wirkt, als ich erwartet hatte.
Ein Geruch von Kaffee und Kuchen steigt mir in die Nase und ich beobachte lachende engagierte Mütter, die diesen und viele weitere Sachen voller Freude verkaufen.
Durch ein liebevoll geschriebenes Plakat erfährt man, dass die Einnahmen des Brötchen- und Kuchenverkaufes, wie immer, zugunsten des Fördervereins eingenommen werden.
Hat man nicht so großen Hunger, kann man sich mit gratis Salzstangen und Weingummi, die an den zuvor aufgestellten und dekorierten Tischen zu finden sind, stärken und dort ebenfalls die Zeit bis zum nächsten Termin überbrücken. Also ging ich nach einer kleinen Stärkung den Flur entlang und sehe, dass die Schule auch hier anders aussieht als sonst. Volle Terminkalender hängen an jeder Tür und die Schule wirkt belebt. Auch hängen zum Thema passende Plakate, wie beispielsweise zur Nachhilfe-Börse der SV. Schnell wird klar, dass dieser Tag zum Infomieren der Eltern dient und nicht zum Schlechtreden der Kinder. Somit sehe ich voller Überraschung ausgelassene Schüler und Eltern, die auf den vorbereiteten Stühlen sitzen, um ihren nächsten Termin wahrzunehmen. Nirgends wirkte es so als wäre heute der schlimmste Tag im Leben des Kindes. Ganz im Gegenteil.
In Interviews mit zwei Lehrern des RSGs wird deutlich, dass Lehrer nicht versuchen das Kind grundsätzlich schlecht zu reden, sondern den Eltern auch besonders die Stärken des Kindes darzulegen. Der Elternsprechtag soll vor allem dazu dienen den Eltern und besonders auch den Schülern die Leistung des Schülers darzustellen, Verbesserungsvorschläge zu geben und gute Leistungen zu bestätigen. Der Elternsprechtag sei eine gute Möglichkeit mit den Eltern in Kontakt zu kommen und seine Schüler besser kennen zu lernen, wodurch viele Unklarheiten beseitigt werden können. Damit dies geschehen kann ist aus Lehrersicht sinnvoll, dass die einzelnen Schülerinnen und Schüler mit zum Elternsprechtag gehen. Zum einen, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, doch zum anderen auch, weil es um die Schüler geht und besonders Oberstufenschüler selber hören sollten, woran sie noch arbeiten können. Mir wird erzählt, dass der Elternsprechtag im Regelfall auch Wirkung zeigt. Meistens werden die Tipps und Kritiken der Lehrer wahrgenommen, sodass der Schüler sein Potential in Zukunft beweisen kann.
Insgesamt kann ich sagen, dass der Elternsprechtag am Reinoldus- und Schiller-Gymnasium eine gute Möglichkeit für Eltern und Schüler bietet sich mehr mit dem jeweiligen Leistungsstand auseinander zu setzen und im Großen und Ganzen in einer friedlichen Atmosphäre durchzogen wird. Insgesamt ist der Elternsprechtag also kein Fluch, der auf die Schüler fällt.
Emily, Q1
Ein Bericht des Literaturkurses Q1. Weitere Texte des Kurses befinden sich hier.